Sonntag, 20. Februar 2011

11th Annual Function




Gestern Abend, am 19. Februar 2011 fand das alljährliche Organisationsfest von Human Wave statt.
Um fünf sollte es losgehen, um viertel vor sechs, war ich wirklich aufgelöst, von erwarteten 400 Gästen tummelten sich um die 30 in dem kleinen Park, den wir in Deutschland eher als Spielplatz bezeichnen würden. Das Fest begann trotzdem und zwar mit einem Willkommenstanz aufgeführt von den Kindern meines Tutorials, angeleitet von Gitali, unserer Tanzlehrerin. Danach folgten Reden über Reden, sowie Ehrungen der Chief Guests (unter anderem Willy und Marie-Louise aus Belgien) und es wurden jede Menge Bücher, Blumen und, als Sinnbild für das, was nachher geschehen sollte, für alle Volunteers (auch die Angestellten werden hier als Freiwillige bezeichnet, da der Lohn so gering ist, dass es als Freiwilligenarbeit gelten kann), lustig bedruckte, Regenschirme als Dank für die Arbeit, überreicht. Auch die Schüler, mit der höchsten Anwesenheit oder dem besten Benehmen während des Unterrichts wurden geehert und bekamen Geschenke. 






Doch das alles ging hinsichtlich meines bevorstehenden Tanzauftrittes ganz schnell herum und plötzlich waren aus den 30 Zuschauern, gefühlte 1000 und, ehrlich geschätzt, 300 geworden. Im Laufe des restlichen Abends wurde mir bewusst, dass es so eigentlich immer in Indien läuft, in letzter Minute, klappt dann doch alles und alle sind da, wo sie sein sollten, doch das fällt, zumindest mir, immer erst dann ein, wenn wirklich alles so ist, wie es sein sollte. Gitali hatte mit ihrer Tanzklasse die Geschichte Human Waves, in einem Tanz vorbereitet, so wurde von den Kleinen vom Health Check up Camp, über die Tutorials, bis hin zur Dance Class und vieles mehr, alles tänzerisch dargestellt. In schönen indischen Kleidern, mit Goldschmuck behängt und aufwändig vom extra beauftragten Make-up Artist zurechtgemacht, ging es dann mit meiner Gruppe auf die Bühne um einen der Ausflüge, die Human Wave für die Kinder des Tutorials organisiert (wie z.B. mein Ausflug mit den Lalkuthikindern in den Zoo) darzustellen. Es lief alles, mehr oder weniger, glatt und nach dem Auftritt durfte ich mich über zahlreiche lachende Gesichter, schüttelnde Hände und Beglückwunschungen zu dem gelungenen Auftritt freuen, ob dies nun an meinem tänzerischen Talent liegt oder nicht, ist egal, gefreut haben sich auf jeden Fall alle und auch ich hatte meinen Spaß. 








Als Abschluss war nun die Drama Class an der Reihe, ihr Stück aufzuführen, noch während des ersten Bildes, fielen ein paar Tropfen vom Himmel und binnen einer Minute waren mehr als zweidrittel der Anwesenden verschwunden. Nur die tapfersten blieben bis zum Schluss und schenkten dem eindrucksvoll gespielten Theaterstück ihre volle Aufmerksamkeit. Trotz dessen, dass ich kaum ein Wort verstand, war ich von dem schauspielerischen Talent der Kinder überrascht und beeindruckt. Die Kinder hielten durch und ließen sich nichts anmerken, doch nachdem das Stück beendet war, kam die Trauer dann doch durch. Ich hoffe es ist möglich, ihnen nochmal die Chance zu geben, ihr Stück vor einem größeren Publikum aufzuführen.








Ich habe den Abend sehr genossen und auch die Officemitglieder und Tapas schienen, trotz verfrühtem Aufbruch der Gäste, sichtlich zufrieden zu sein. Ein schöner Abend, auch wenn Richard leider nicht dabei sein konnte, da er grade mit seinem besten Freund auf Reise ist.

Heute ist übrigens Halbzeit.
alles Liebe, Kiera



Sonntag, 13. Februar 2011

Frohes Neues!


Hallo meine Lieben, 

erst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass ich hier so lange nichts von mir habe hören lassen. Man kann dies allerdings auch als gutes Zeichen sehen, ich bin glücklich hier, habe mein neues Leben hier gefunden und die Gedanken an Zuhause haben deutlich nachgelassen so auch das Gefühl, ständig alles berichten zu müssen, trotzdem darf diese Seite hier natürlich nicht in Vergessenheit geraten, daher möchte ich mich hier aufrichtig entschuldigen und ich gelobe Besserung:)


Seit ich das letzte mal geschrieben habe, ist so einiges geschehen, wir (Tapas, Mimi, Richard und ich) haben im Dezember die Chance wargenommen an einem Workshop zum Thema Konfliktlösung in Sri Lanka teilzunehmen (näheres hier). Meine Mutter hat mich zum Jahreswechsel besucht und nach ein paar Kennenlerntagen mit Gastfamilie, Tutorial und Sehenswürdigkeiten wie Kirchen und Tempel in und um Kolkata, ging es auf nach Kerala um erst ein paar Tage in Kochin und anschließend eine Woche in Varkala am Strand zu verbringen und die Sonne und vorallem Wärme zu genießen, die sich zu dieser Zeit gänzlich aus Mankundu verabschiedet hatte. 
















Auch hier ist einiges geschehen, kurz nach meiner Rückkehr aus Kerala, organisierte Human Wave einen Workshop über den Klimawandel, zu dem Richard und ich eine einführende Präsentation über den Treibhauseffekt, die globalen so wie die Folgen für Indien hielten, so wie ein abschließendes Quiz mit Energiesparlampe als Hauptgewinn organisierten. Dies wird nicht der letzte von Human Wave organisierte Workshop sein, der nächste ist bereits in Planung. Außerdem fiel auf diesen Tag mein 20. Geburtstag, am Abend zuvor hatte ich so schlimmes Heimweh wie noch nie, durch die Herzlichkeit und Wärme, die mir an meinem Geburtstagsmorgen, von der Gastfamilie, entgegengebracht wurde, war dieses Gefühl dann aber wie weggewischt. Es gab ein Geburtstagsplakat, Girlanden und Luftballons, so wie die farbenfrohste Geburtstagstorte, die ich jemals gesehen habe!

Im Januar mussten die meisten von Human Wave geleiteten Tutorials für zwei Wochen schließen, da wir den kältesten Winter seit 18 Jahren erleben durften und die Kinder sich wegen Kälte und fehlenden Hosen, Socken und Schuhen nicht konzentrieren konnten. Diese Zeit haben Richard und ich genutzt um uns mit den jeweiligen Lehrern aus unseren Tutorials zusammenzusetzen und zu überlegen, wie der Unterricht interessanter und effizienter gestaltet werden könne. Einige der Ideen sind schon umgesetzt, zum Beispiel gibt es nun eine Malklasse für die ganz Kleinen, sowie ausgeschnittene Buchstaben aus farbigem Papier, mit denen sie das Alphabet und leichte Wörter legen können, sowie Karten mit unterschiedlich vielen Bildchen, mit denen sie zählen üben können, auch mal selbstständig oder in kleinen Gruppen, nicht wie vorher üblich, alle zusammen der Lehrerin nachplappernd. Auch die Großen sollen selbständiger werden und so wurde beschlossen, dass vor und nach jedem neuen Thema zuerst große Plakate gestaltet werden, auf denen sie ihr bereits vorhandenen, bzw. dazugewonnenes Wissen festhalten sollen. Außerdem wurde ein Buch eingeführt, in dem die Lehrer eintragen, was und wie sie unterrichtet haben, zum einen dient es dazu, dass verhindert wird, dass jeden Tag das Gleiche gemacht wird, zum anderen soll es als Hilfe für die nächsten Freiwilligen dienen. Eine weitere Idee waren feste Unterrichtzeiten, sowie eine festgelegte Spielzeit, damit es etwas gibt, auf das die Kinder sich nach dem Unterricht freuen können. 
Am 25. Januar stand ein Ausflug in Kalkuttas Zoo, für die Kinder aus Lalkuthi an, Tapas warnte mich während der Organisation des Ausfluges, dass viele der Kinder noch nie in Kalkutta waren (!!!), daher die Reise in Zug und Bus sowie den extremen Verkehr nicht gewöhnt seien und sich einige sicher übergeben müssten. Allerdings kam es dann anders als erwartet, auf dem Weg in den Zoo, war ich diejenige, der die Reise nicht so gut bekam. Zum Glück waren unter anderem Richard und Gopal, ein sehr verantwortungsvoller Lehrer, dabei und ich konnte mich erst mal erholen, bevor der, den Kindern eine riesen Freude bereitende Ausflug, mit abschließendem gemeinsamen Eisessen, für mich weiterging. Ein schöner Tag, mit einem weiteren Erfolg, neben der Freude der Kinder und Lehrer; seit diesem Tag gibt es ein neues Mädchen in unserem Tutorial, das nun regelmäßig zum Unterricht erscheint. 








 
Anfang Feburar fand das alljährliche Sportfest statt, ich muss zugeben, gegen die Lehrerinnen, hatte ich trotz dessen, dass sie fast alle einen Saree anhatten, beim 50m-Lauf keine Chance. Vielleicht lag es daran, dass auf halber Strecke ein Faden in eine Nadel eingefädelt werden musste, vielleicht auch nicht. Auch Richards Familie, die grade durch Indien reist und zur Zeit des Sportfestes auf Mankundubesuch war, wurde sofort in den Wettbewerb mit einbezogen.












Das nächste große Event ist das jährliche Organisationsfest am 19.Februar. Ich bin vor ein paar Wochen der Human Wave Tanzklasse beigetreten und natürlich darf auch ich dann vor dem großen Publikum am 19. auf der Bühne stehen. Im Moment tanze ich noch etwas aus der Reihe, doch nach einer Privatstunde morgen, sollte das behoben sein – hoffentlich!

Abschließend möchte ich hinzufügen, dass es mir hier unglaublich gut geht und mir die Vorstellung, dass das ganze, in ein paar Tagen, schon seine Halbzeit erreicht hat, mir eher Angst macht.

Alles Liebe und der nächste Eintrag folgt schneller, damit ich dann wieder einem einzelnen Thema mehr Aufmerksam schenken kann und Dinge wie unseren Kurztrip nach Digha, Festlichkeiten wie Republic Day, Pujas oder Hochzeiten nicht völlig unerwähnt lassen muss.


Bis bald, 
Eure Kiera

Mittwoch, 3. November 2010

kleiner Spaziergang durch Mankundu


Mankundu, die kleine Stadt, in der ich nun schon seit anderthalb Monaten wohne – ja so lange schon, ich kann es auch kaum glauben – ist wirklich ein Ort für sich und ich fühle mich hier zunehmend wohl, besonders, wenn ich mal wieder von einem auslaugenden Ausflug aus Kalkutta wiederkomme (diese Stadt, mit all ihrem Chaos ist durchaus einen eigenen Eintrag wert), aus dem Zug steige die frische Luft einatme und die Ruhe spüre. Mankundu ist geschäftig, lebhaft, aber nie überfüllt, die Menschen sind neugierig und hilfsbereit, aber meist nicht aufdringlich.


Von unserem Haus, sind es ungefähr anderthalb Minuten zu Familie Surs Haus, zwei Fahrradminuten bis zur Hauptstraße und 7 bis 12 Minuten zu Fuß zum Bahnhof, je nach dem ob man den Umweg über den Ticketschalter nimmt oder nicht. In Mankundu kann man alles kaufen, was man so im Alltag braucht. Und zwar alles in jedem Geschäft. Es gibt geschätzt immer 10 Geschäfte, die genau das gleich anbieten, alles in einer Straße, alles in einem Ort mit 15.000 Einwohnern. 


Neben den vollgestopften Lädchen, die bei Chips und Keksen angefangen, über Zahnbürsten, Handykarten und allem, was man so zum täglichen Leben braucht, gibt es einen Fleischverkäufer (Ziege), 2 Hühnerverkäufer, einen Fischverkäufer und jede Menge Obststände, die zwar immer am gleichen Ort aber trotzdem scheinbar improvisiert auf dem Boden oder einem Wagen, ohne festes Geschäft ihre Waren verkaufen. Beim Fischeinkauf hat sich mir schon öfter der Magen umgedreht, macht euch euer eigenes Bild. 

Beim Hähnchenfleisch kann man aber ganz und gar nicht meckern, zumindest  was die Frische angeht, das Tier wird erst dann geschlachtet, wenn Du dich entschieden hast es zu kaufen, auch kein netter Anblick und selbst wenn man nicht hinschaut, läuft einem ein Schauer den Rücken herunter, wenn man das Knacken des Halses hört. 

Außerdem gibt es Zeitschriftenhändler, Bürobedarfsgeschäfte, einen Goldschmuckverkäufer, zwei Internetcafés, gefühlte hundert Süßigkeitengeschäfte, die die schon mal erwähnten Zuckersirupgetränkten Süßigkeiten in Massen verkaufen, Schmuck- und Handtaschengeschäfte, Reisläden und Mehlmalereien, sowie jede Menge Läden, denen man von außen genauso wenig wie von innen ansehen kann, was sie verkaufen und natürlich kann man überall den wohltuenden, süßen Chai kaufen.




Es gibt einen Bahnhof, ungefähr jede halbe Stunde fährt ein Zug nach Howrah, dem Hauptbahnhof von Kalkutta, ab und ebenso oft Züge in die andere Richtung. Neben dem Bahnhof warten auch die meisten Rikschafahrer auf ihre Kunden um sie für ein paar Rupie zu ihrem Ziel zu bringen und ab und zu sieht man auch mal ein Auto vorbeiflitzen, Auto, so heißen hier die winzigen, klapprigen Fahruntersätze, die so aussehen, als würden höchstens 3 Menschen hineinpassen. Während einer Fahrt habe ich immer wieder fassungslos nachgezählt – wir waren zu acht.


Ich fühle mich wirklich wohl hier, in diesem quirligen Ort, mir geht es gut, bis auf das ich seit ungefähr zwei Wochen immer wieder krank bin, aber auch das gehört dazu. Das Wetter hat sich stark verändert in den letzten Tagen und es war zwischendurch richtig kalt, ja ich habe gefroren und habe mich sehr über meine dicken Pullis gefreut, über die ich vor zwei Wochen noch gelacht habe. In der Zeitung steht, 10°C unter dem normalen Wert in dieser Jahreszeit.

 Richard und ich sind grade dabei uns einen Überblick über die zahllosen kleinen Unterprojekte von Human Wave zu verschaffen und werden am Montag beginnen, alle Projekte zu besuchen und kennenzulernen, da es in Zukunft unsere Aufgabe sein wird, neben unserer Lehreraktivität, die Monatsberichte der einzelnen Projekte zusammenzutragen und deren Verfassung anzuregen, sowie durch Fotos, unsere Besuche, regelmäßige Meetings mit den Zuständigen und ebendiese Berichte, die einzelnen Projekte zu erfassen.

Ich denke an euch, eure Mankundubewohnerin, Kiera