Donnerstag, 21. Oktober 2010

Durga Puja

So da ist er, der zweite Eintrag aus dem Land, 10 130Km von Zuhause entfernt. Seit genau einem Monat bin ich nun hier. Routine ist trotzdem keineswegs eingekehrt, zur Zeit haben wir Ferien, eigentlich Feiertage (65 gibt es in Indien davon!! In Hessen sind es dieses Jahr 10)- Durga Puja Ferien. Durga Puja, das ist das  hochgelobte, recht eindrucksvolle Fest, das, wie ich nun schon öfter gehört habe, mit unserem Weihnachten verglichen werden kann und am grössten und eindrucksvollsten in Kalkutta gefeiert wird. Nein, es gibt keine Schokoweihnachtsmänner, keine geschmückten Weihnachtsbäume, dafür jede Menge Lichter an anderen Bäumen, geschmückte Straßen, strahlende, feiernde, tanzende, aufgeregte Menschen. Auch Geschenke, meist aber nur in Form von Kleidung, werden freudig verteilt und es gibt jede Menge, in Zuckersirup getränkte, klebrige Süßigkeiten. Sehr zu empfehlen. Aber das wichtigste bei dieser Puja sind die eindrucksvollen, detailreichen Statuen, die immer wieder die gleichen Götter zeigen. In der Mitte Durga, die Göttin der Vollkommenheit, der Kraft, des Wissens, des Handelns und der Weisheit, um sie herum, ihr helfend, die unten abgebildeten Dämonen zu besiegen, ihre vier Kinder. Diese wundervollen Gebilde, werden in riesigen Tempeln präsentiert, die auch nur für die Zeit der Puja aufgebaut werden. Jeder Ortsteil baut sein eigenes Pandal auf, an dem dann 4 Tage lang gebetet, geopfert, Musik gemacht, gegessen und gespielt wird. Das eigentliche Fest streckt sich über 5 Tage, wobei der 5. der Tag ist, auf den alle hinfiebern. Der Tag an dem die liebevoll und in, schätzungsweise wochen- oder sogar monatelanger Arbeit errichteten, Götterstatuen von jungen Männern, unter den Blicken von hunderten Menschen, wilden Trommelklängen und Tänzen, in den heiligen Ganges geworfen werden. Zwei mal waren wir in Kalkutta um die Pandals zu besichtigen, einmal bei Nacht. Bisher habe ich Kalkutta immer nur als laut und nervraubend empfunden, doch an diesem einen Abend, war Kalkutta wie verwandelt, Pandal reihte sich an Pandal, die Leute waren fröhlich, die Straßen voll, ich habe die sonst vorhandene Aggressivität nirgends gesehen, was natürlich auch daran liegen kann, dass mich die ganzen Lichter so in ihren Bann gezogen - verzaubert haben, aber ich glaube es war Durga.
Kalkutta











Mankundu - Umzug zum Ganges





 kurz vorm Bad im Ganges


Am letzten Schultag, als ich morgens in Lalkuthi ankam, saß Gopal, einer meiner Schüler, vor seiner Hütte, sein Fuß war verbunden und er konnte nicht laufen. Nach langem Hin und Her (es war noch niemand zum Übersetzen da) erfuhr ich, dass er, beim Drachen steigen lassen in eine zerbrochene Flasche getreten war. Die Wunde war mit dreckigem, blutigem Verband bedeckt.. Als ich Gopal bat, den Verband amzunehmen, sah ich den tiefen Schnitt, der immernoch offen stand. Nachdem ich die Wunde mit Hilfe der Mutter und dem First-Aid-Kit der Schule behandelt und verbunden hatte, wurde mir unglaublich schwindlig und schlecht und nachdem ich eine halbe Stunde auf dem Boden der Schule gelegen hatte fuhr ich heim. 2 Tage später kam ich mit Tapas zurück, ich wollte, dass ein Arzt sich die Wunde anschaute, als wir ankamen erfuhren wir, dass schon bevor ich 2 Tage vorher die Wunde behandelt hatte, ein Arzt Gopal bahandelt hatte (ich hatte nur den dreckigen, schlecht gebundenen Verband im Kopf). Wir fuhren dann mit Gopal zu dritt auf Tapas Motorrad ins Hospital in Chandannagar. Im Krankenhaus, eine Einrichtung, die mir wirklich Angst gemacht hat, (alles war dreckig, bei den Behandlungen gab es immer etliche Zuschauer) wurde gesagt, dass es zu spät sei die Wunde zu nähen, es gab Medizin, mir wurde der Arzt vorgestellt, der immer die Medicalcamps von Human Wave leitet und wir fuhren zurück nach Mankundu, ich brachte Gopal mit dem Zug zurück nach Lalkuthi, die nächsten 3 Tage fuhren Richard und ich jeden Morgen in die Slums um Gopals Wunde neu zu verbinden und ihm einzutrichtern, dass er nicht herum rennen sollte, er hat sich nie dran gehalten, was ich sehr gut verstehen kann. In den kleinen Hütten, haben die Kinder keine Beschäftigungsmöglichkeit und ihr einziger Zeitvertreib besteht darin, draußen auf dem Bahnsteig herumzutollen. Am 2. Tag brachte eine Mutter ihr Kind zu uns, damit wir es ebenfalls verarzteten, wir taten unser Bestes um den Zeh mit dem abgerissenen Zehennagel zu säubern und zu verbinden. Gopals Laune und auch der Schnitt wurden von Tag zu Tag besser und so brauchten wir nach 3 neuen Verbänden und jeder Menge Detol nicht mehr nach Lalkuthi zu fahren.




Ich möchte noch kurz etwas über Mankundu erzählen, meine kleine neue Stadt kurz vorstellen. Es leben ungefähr 1500 Menschen hier, mittlerweile kennen uns die meisten und ich fühle mich wirklich wohl, da man nicht mehr ständig angestarrt sondern einfach freundlich begrüßt wird. Es gibt viele kleine Lädchen, eine Bahnstation und eigentlich bekommt man alles, was man braucht - und nicht braucht. Direkt angrenzend an Mankundu, getrennt durch eine kleinen Hügel, wegen dem die Rikschafahrer immer absteigen und schieben und ziehen müssen, liegt Chandannagar, diese Stadt hat ungefähr 160 000 Einwohner (Darmstadt lässt grüßen) und es gibt ein paar “richtige“ Geschäfte und sogar einen Supermarkt, ein Kino (nur bengalisprachige Filme – ich war trotzdem schon mal dort, mit Mimi als Übersetzerin), Busse und jede Menge Menschen, die uns nicht kennen und daher wieder ziemlich erstaunt über unsere Anwesenheit sind und dies mit unverhohlenen Blicken und was ihnen noch so in den Sinn kommt, die ganze Zeit, äußern.


Liebste Grüße, genießt den ersten Schnee und schickt ein bisschen was davon rüber, hier ist es immer noch unglaublich heiß.

Nomoskaar, eure Kiera

2 Kommentare:

  1. Hallo Kiera,
    schön Deinen Bericht zu lesen und die Bilder zu sehen.
    Viele liebe Grüße, Martin, Eva und Linda

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  2. Hallo Kiera,

    ich habe mich sehr über den Bericht gefreut.

    Viele liebe Grüße, Linda

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